Qualitätsindikatoren bei der PAVK-Behandlung
Im Rahmen des IDOMENEO-Projekts beschäftigen wir uns mit der gültigen Messung von Qualität in gefäßmedizinischen Behandlungen in Deutschland anhand von verschiedenen Datenquellen.
Um geeignete Qualitätsindikatoren im Konsens abzustimmen, wurden Vertreter der ambulanten und stationären interdisziplinären Gefäßmedizin, haus- und fachärztliche Niedergelassene, Vertreter der Pflegekräfte sowie Vertreter der Gefäßpatienten zur Teilnahme eingeladen.
Was ist mit dem Begriff „Qualitätsindikator“ gemeint?
Mithilfe von Qualitätsindikatoren kann zwischen guter und schlechter Qualität von Versorgungsstrukturen (z.B. Infrastruktur, Personal), Behandlungsprozessen (z.B. Medikamentenverordnung, Abläufe) und Behandlungsergebnissen (z.B. Zufriedenheit, Überleben) unterschieden werden. Im Mittelpunkt dieser Befragung steht die Ergebnisqualität.
Welche Qualitätsindikatoren sind gut geeignet, welche sind weniger gut geeignet?
Bei der Beurteilung der Qualitätsindikatoren können verschiedene Gütekriterien in Ihre Bewertung eingehen. Mit der Praktikabilität (z.B. Verständlichkeit, Datenverfügbarkeit), der Relevanz (z.B. Nutzen, Bedeutung für das Gesundheitssystem) und der Wissenschaftlichkeit (z.B. Gültigkeit/Validität, Sensitivität und Spezifität) stehen drei anerkannte Gütekriterien zur Bewertung zur Verfügung. Bei dieser Befragung steht die Praktikabilität und Relevanz im Mittelpunkt. Sie können entsprechende Argumente bzw. Kommentare im Freitextfeld anonym an alle Teilnehmer zurückmelden. Ihre individuelle praxisbezogene Einschätzung ist relevant.
Welche Parameter der Ergebnisqualität stehen zur Abstimmung?
Composit-Parameter Major Adverse Cardiovascular Events (MACE/MACCE):
• Rate an „kardialen Ereignissen“
• Rate an Herzinfarkten (=Myokardinfarkten)
• Rate an kardialen bzw. koronaren Revaskularisationen (=“Herzkatheter-Interventionen“)
• Rate an kardial bedingten stationären Behandlungen
• Rate an Schlaganfällen (=Stroke) oder TIAs (=Transient Ischemic Attack)
• Rate an allen Todesfällen (=Überlebensrate)
• Rate an kardialen Todesfällen (unterschiedlich definiert)
Composit-Parameter Major Adverse Limb Events (MALE):
• Rate an (Major-)Amputationen (=Beinerhaltungsrate) der behandelten Extremität
• Rate an großen Re-Interventionen (z.B. Bypassanlage, Bypassrevision, Thrombektomie, Thrombolyse)
• Rate an Minoramputationen
• Rate an Wundrevisionen
• Rate an (erneuten) Re-Stenosen
• Rate an (erneuten) Re-Interventionen/Re-Operationen
• Rate an primär offenen Revaskularisationen
• Rate an primär assistiert-offenen Revaskularisationen
• Rate an sekundär offenen Revaskularisationen
• Rate an technischem Erfolg (unterschiedliche Definitionen: z.B. Bollinger Score oder unter 30% Rest-Stenose)
• Rate an ungeplanter Rückkehr in den Operationssaal
• Lebensqualität (=Quality of Life)
• Patientenzufriedenheit
• Schmerzempfinden
• Schmerzmittelbedarf
• Rate an Wundheilungsstörungen und Wundinfektionen
• Rate an Lymphfisteln (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Rate an (im Krankenhaus erworbenen) nosokomialen Infektionen
• Rate an Druckulzera (z.B. Dekubitalgeschwür)
• Rate an katheterassoziierten Infektionen
• Rate an therapiebedürftigen Punktionskomplikationen (Hämatome, Pseudoaneurysmen, arterio-venöse Fisteln, Dissektionen, Embolien) (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Rate an periprozeduralen Komplikationen (kardial, respiratorisch, renal, neurologisch, venös, zentralvenös, allergisch, neuropathisch)
• funktionaler Status (z.B. Selbstständigkeit nach Index)
• Rate an Abheilungen von Wundheilungsstörungen
• Schmerzfreie und maximale Gehstrecke
• Änderung der Rutherford-Klassifikation im Verlauf (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Mobilität des Patienten (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Änderung des Ankle-Brachial-Index (ABI, Knöchel-Arm-Index)
• Änderung des Toe-Brachial-Index (TBI, Zehen-Arm-Index) (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Änderung des Sauerstoffpartialdruck (tcpO2) (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Flächendosisprodukt (Schätzung der Strahlenexpansion) bei endovaskulären Verfahren
• Applizierte Kontrastmittelmenge bei endovaskulären Verfahren
• Gesamte Krankenhausverweildauer
• Postoperative Krankenhausverweildauer
Welche Parameter der Prozessqualität stehen zur Abstimmung?
• Composit-Parameter: Verordnung eines „Best-Medical-Treatments“ (BMT, evidenzbasierte/leitliniengerechte kardiovaskuläre Risikoprophylaxe und Optimierung der Lebensstilfaktoren)
• Rate an Verordnungen von Antihypertonika (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Rate an Prothesenversorgungen (bei Amputationen) (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Rate an Verordnungen von Thrombozytenaggregationshemmern (z.B. Aspirin, Clopidogrel)
• Rate an Verordnungen von Lipidsenkern (z.B. Simvastatin, Atorvastatin)
• Erfolgreiche glykämische Kontrolle bei Diabetikern
• Rate an Bioimpendanzmessungen (Gewicht, Größe, Body-Mass-Index, Muskulatur- und Fettmasse) (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Rate an durchgeführten Patientenedukationen (zum Gehtraining, Ernährungsberatung) (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Rate an postinterventioneller/postoperativer Anbindung an Wundmanagementprogramme (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Rate an aktiven Rauchern
• Rate an Verordnungen von Raucherentwöhnungen
• Rate an Verordnungen von (professionell begleitetem) supervidiertem Gehtraining
• Rate an Patienten in Gefäßsportgruppen
• Rate an Patienten in Selbsthilfegruppen
• Aufenthaltsdauer unter Monitoring (z.B. Intensivstation, Intermediate Care etc.)
• Rate an interdisziplinärer Therapieabstimmung (bisher unklar definiert)
• Rate an Laufband-Testungen
• Rate an Bestimmungen des Fontaine/Rutherford-Stadiums (klinische Klassifikation nach Symptomen)
• Rate an prä- und postinterventioneller/postoperativer ABI-Bestimmung (*Neuer Vorschlag von Teilnehmern)
• Rate an Bestimmungen des HbA1C-Wertes bei Diabetikern (Langzeitblutzucker)
• Rate an präoperativer Gerätediagnostik (Dopplerverschlussdruck, Oszillographie, Ultraschall oder ähnliches)
• Rate an erfolgter Schnittbildgebung vor Revaskularisation